Das 10. "Grillen und grillen" hatte es in sich: Die gemeinsame Exkursion mit dem NV Rheinfelden und dem Heuschrecken-Spezialisten Florin Rutschmann im Reservat Burstel in Möhlin war ein Highlight...
Fast schon als Doppeljubiläum könnte man den bei ungewohnt kühler Witterung stattgefundenen
Anlass bezeichnen: Zum zehnten Mal nämlich jährte sich beim NV Möhlin der sommerliche Event
mit dem vielsagenden Titel «Grillen und grillen» und zum ersten Mal - beinahe seit
Menschengedenken - war es eine gemeinsame Veranstaltung der Naturschutzvereine Möhlin und
Rheinfelden.
Im Naturschutzgebiet Burstel wurden die Interessierten von Florin Rutschmann, einem
ausgewiesenen Schrecken-Experten, gekonnt in die Wunder einer speziellen Gruppe von Insekten
eingeführt: die Heuschrecken. Gegen 30´000 Arten davon gibt es auf der Welt, rund 1´000 in Europa
und über 100 in der Schweiz. Die grosse Anzahl Arten wird in lediglich zwei Gruppen eingeteilt:
Sehr viele gehören zu den Kurz- und relativ wenige zu den Langfühler-Schrecken. Zu letzteren
gehören auch die Grillen, die mit einer Art Kamm an den Flügeln das bekannte Geräusch (Zirpen)
erzeugen.
Pädagogisch geschickt wurden alle Teilnehmer ausgesandt, selber Heuschrecken zu fangen.
Diese waren auf dem im Burstel vorherrschenden Magerboden in Mengen präsent und wider alle
Erwartungen gestaltete sich das Einfangen recht einfach. Verschiedenste Arten kamen zusammen,
darunter auch die «Blauflügelige Ödlandschrecke», Tier des Jahres 2023. Auf dem vor kurzem
aufgelösten sogenannten Wander-Biotop in der Rheinfelder Kiesgrube Rütenen sollen es Hunderte
gewesen sein. Einige davon konnten noch an andere geeignete Standorte im Aargau umgesiedelt
werden.
Der Burstel ist ein wunderbares, grosses und vielfältiges Naturschutzgebiet. Im zweiten Teil des
Abends wurden die Rheinfelder von zwei «Altmeistern» über einige der Qualitäten dieses
besonderen Ortes orientiert. Martin Hohermuth, ehemaliger Präsident des NV-Möhlin, erläuterte
den schwierigen, fast 30-jährigen Werdegang dieses Gebietes, das über viele Einzelschritte,
mühsame Überzeugungsarbeit, Verträge und wohl auch etwas Glück aus ehemaligem Kiesgruben-
und Landwirtschaftsland arrondiert werden konnte und heute ein Fläche von gegen 10 Hektaren
umfasst, darunter neben Magerwiesen und Trockenstandorten auch etliche Teiche und wertvolle
Feuchtflächen. Unter den «Amphibienlaichgebieten von nationaler Bedeutung», von denen es in der
Schweiz zwar mehrere hundert, darunter aber viele sehr kleine gibt (in Rheinfelden gehört das
Gebiet Judenweiher dazu) nimmt es aber durch seine Grösse eine besondere Stellung ein. Markus
Kasper, Co-Präsident des NVM, zeigte dies anhand der vielen Rote-Liste-Arten, die hier noch
vorkommen, ganz besonders der beiden Highlights Laubfrosch und Teichmolch. Er wies aber auch
auf die traurige Tatsache hin, dass die Schweiz innerhalb von Europa die längste Liste an roten
(also gefährdeten) Arten und – bezogen auf die Landesfläche – den geringsten Anteil an
Naturschutzflächen aufweist. Schweizer Ordentlichkeit und Landpreise lassen grüssen!
Für den dritten, gemütlichen Teil des Abends hatten Ruedi und Ursula Urich vom Feldhof einen
schönen, regengeschützten Raum zur Verfügung gestellt. Ihnen sowie der Küchenbrigade, welche
die Teilnehmer nicht nur am Grill, sondern weit darüber hinaus mit Speis und Trank verwöhnt hat
sowie natürlich auch den Referenten sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt.
nv-rheinfelden.ch
moehlin-natur.ch
Bilder: Roger Forrer, NVM
Text: Markus Thüer, NVR